Donnerstag, 1. Dezember 2011

Phil Rickman - Die Gebeine von Avalon

Phil Rickmans "Die Gebeine von Avalon" ist ein zum Großteil sehr interessanter Roman, der nur ab und an etwas langatmig geworden ist.

Im Mittelpunkt der Geschichte aus dem 16. Jahrhundert steht Dr. John Dee, ein bekannter Wissenschaftler dieser Zeit, der auch eine beratende Funktion für König Elizabeth I. einnimmt. Dabei ist interessant, dass Dr. Dee eine starke Tendenz zur Magie hat und diese auch in seinen wissenschaftlichen Forschungen bedenkt.
Dies führt ihn schließlich auch zu dem mysteriösen Vorfall, der das Buch eröffnet: Ein Sarg mit einer Leiche wird gefunden - nur dass diese auch Wachs gefertig wurde. Hat dies mit der Königin zu tun? Ist diese eine Warnung?
Nur kurze Zeit darauf erhält Dr. Dee den Auftrag, nach Glastonbury aufzubrechen und dort die Gebeine des legendärgen König Artus ausfindig zu machen, auch um die Herrschaft von Elizabeth, die mit starken Zweiflern und Feinden zu tun hat, zu stärken. Begleitet wird er von seinem alten Freund und Schüler Robert Dudley, der sich selbst als Seelenverwandten der Königin bezeichnet.
Kaum in Glastonbury angekommen, wird jedoch der Diener Dudleys tot, ausgeweidet und gefoltert aufgefunden. Wer ist der Täter? Hat die junge Ärztin, die Dudley behandelt, etwas damit zu tun? Werden König Artus' sterbliche Überreste gefunden werden? Viele Fragen werden aufgeworfen und viele Antworten werden sich im Laufe des Romans finden, die oft nur noch mehr Geheimnisse und Probleme mit sich bringen.

Wie bereits einige erwähnt haben, liest sich das Buch am Anfang eher etwas zäh, man braucht eine Weile bis man reinkommt - bei mir persönlich ist das bei der Ich-Erzähler-Perspektive eigentlich meistens so.
Im Laufe des Buches finde ich, dass es sich positiv entwickelt, die Spannung steigt und bleibt meistens hoch, wenn man auch zwischendurch immer wieder Stellen findet, die doch zu langatmig geraten sind. Ich persönlich mochte Dees Monologe, seine Gedanken und seine Sicht auf die Dinge oder in Bezug auf die Geheimnisse, die immer wieder das reine Geschehen unterbrechen. Aber ich bin auch der Ansicht, dass gerade diese Monologe für viele als störend oder langatmig empfunden werden, da einfach das Interesse an der Geschichte, am Verlauf größer ist, vor allem da nicht jeder dieser Gedankengänge Einfluss auf das Inhaltliche nimmt, sondern oft nur vorher Erlebtes wiedergibt.
Doch wer sich für Geschichte interessiert und vor allem auch reale Personen, die zu dieser Zeit existiert haben, sollte definitiv einen Blick hineinwerfen: Das Buch ist hervorragend recherchiert und bietet einen spannenden Einblick in eine Zeit, geprägt von Wandel, vom Kampf zwischen Katholiken und Protestanten, von Hexenverfolgungen und einer sehr mythisch-mystisch angehauchten Periode. Dr. Dee ist das Sinnbild dieser Zeit, ein hin- und hergerissener Charakter, der immer wieder von der Magie angezogen wird, auch wenn diese nicht von ihm angezogen wird.

Das Buch spaltet, wie man auch an den Rezensionen sieht, die Gemüter, aber ich kann sagen: Mir hat es gefallen. Dass ich so lange gebraucht habe, hat nichts mit dem Buch an sich zu tun, sondern mit dem einfachen Faktor Zeit. Ich habe es gerne gelesen, mir haben die mystischen Hintergedanken, die in einen doch sehr weltlichen Komplott führen gefallen und die Verknüpfung dieser realen Personen: Faszinierend.
Das Ende ist offen, da fragt man sich, ob noch ein weiteres Buch erscheint, denn John Dees Leben birgt sicher noch viele Möglichkeiten für einen Autor